Als Kind schon wurde ich dazu verdonnert später einmal Kunst zu studieren.
Kein Wunder,- ich malte täglich vor mir her! Andere mussten sich mit ihren Eltern streiten und drum kämpfen, denn die Kunst galt als brotlos. Bei mir hatten sie scheinbar keine Angst, dass ich mal brotlos sein könnte, nun ja…..!
Tatsächlich studierte ich an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, Kunstpädagogik.
Die Studenten der Kunstpädagogik wurden bedauert, denn nahmen sie ihr Studium tatsächlich ernst und wollten Lehrer werden, so wusste man ja, sie würden der Kunst Adé sagen müssen. Entweder freie Künstlerin oder Lehrerin ,- beides zusammen unmöglich! Wir waren insofern eigentlich Verräter….entweder an der Kunst oder am Lehrerberuf.
Nun ja, ich versuchte durch besonders verwegene Aktionen die relative Spießigkeit und das Dilemma des eingeschlagenen Studienweges zu mildern:
Ich malte 70 Bilder für Zigeuner-Lothar und habe mir damit auch noch über Jahre das nötige Kleingeld verdient.
Erwin Ross, der legendäre St. Pauli-Maler wurde guter Freund und Lehrer, mit dem ich Ritterburgen auf die Wände von Diskotheken und Nachtclubs zimmerte, – der Preis wurde nach Quadratmetern festgelegt. In diesem rauen Klima malten wir recht unbeirrt.
Ich lernte die hohe Schule der Material-Imitation mit Hilfe der Malerei. Verschiedene Techniken der Raumausstattung nicht zu vergessen. Hier lernte ich das Handwerkszeug für meine künstlerische Beschäftigung mit Trivialkultur und Kitschphänomenen. Die Pop Art sah in der wertfreien Darstellung von Phänomenen und Produkten aus dem Bereich der Trivialkultur und der Konsumwelt ein Medium der scharfen Gesellschaftskritik. Meine Sehnsucht gilt dagegen der Re-Integration des Heiligen in das Profane und umgekehrt. Vielleicht ist es auf diese Sehnsucht zurückzuführen, dass mein Leben, meine Arbeit und meine Kunst so viele verschiedene Ansätze aufweist.
Zu meiner Arbeit zähle ich auch die Malerei für den Hausgebrauch. Obwohl ich damit Geld verdiene und keinen Kunst-Anspruch damit verbinde, sehe ich mich darin als eine Art Medium, die Wünsche meiner Auftraggeber zu erfüllen und meine Arbeit „gut“ zu machen. Was soll’s, gelernt ist gelernt….
Emmett Williams, damals Gastprofessor an der HfbK und Fluxuskünstler, hat uns Studenten nicht nur mit seiner Arbeit: „Chicken feet, duck limbs and Dada handshakes“ erfreut, sondern mit seiner Aufforderung zum „Leben“. Die Arbeiten der Studenten und Studentinnen schienen ihn größtenteils zu deprimieren. Meine Arbeit dagegen löste bei ihm ständiges Lachen aus. Ich wagte damals nicht, ihn zu bitten, seine Reaktion zu erklären. Der Konflikt zwischen Heiligem und Profanem schien mir dies zu verbieten….
Wo darf ich eingreifen, was ist heil, was gilt es zu wissen, was ist Spiel, was ist Hingabe, was ist Dienst, was ist Demut, was ist Inbrunst?
Das Sakrale, Das Heilige interessiert mich in seiner Zivilisierung und in seinen Archetypen und natürlich auch in seinen Wirkungen und Wirklichkeiten.
„Aus Versehen erleuchtet“, einer meiner Lieblingstitel, den ich nicht nur einem Einzelbild sondern auch einer Ausstellung gegeben habe, drückt das Paradoxe des Heiligen und des Profanen aus.
Dogmen und Clichés, nicht nur die religiösen, haben zwar Wirklichkeiten geprägt, das Paradoxon dagegen ist ein von erfahrenen und weisen Menschen spontan angewandtes Medium um direkte Erfahrungen zu erzeugen. Durch Erfahrungen mit diesem Passport können Veränderungen, Erneuerung, Erlösung, Freiheit, vielleicht auch Erleuchtung passieren.